Weiße Schokoladen werden von vielen gar nicht als „Schokoladen“ betrachtet. Und tatsächlich: von der Kakaobohne gelangt nur Kakaobutter in die Weiße Schokolade. Kakaobutter trägt keine eigenen Aromen, deshalb erhalten Weiße Schokoladen ihr Aroma durch andere Zusatzstoffe – meist Vanille. Feine Weiße Schokoladen schmecken uns und werden von uns zuverlässig bewertet.
Kakaobutter, Milchpulver, Zucker – mehr braucht Weiße Schokolade theoretisch nicht. Da die Aromen von Milch und karamellisiertem Zucker allein jedoch selten als Primäraromen taugen, wird Weiße Schokolade bislang in 99% der Fälle zusätzlich aromatisiert: natürliche Vanille ist der akzeptierte Standard. Der Emulgator Sojalecithin beeinträchtigt den Geschmack nicht und ist eine akzeptable Beigabe, die Schmelz und Mundgefühl des Produktes verbessern kann. Nicht kaufen sollte man Weiße Schokoladen, die mit der minderwertigen Vanille-Alternative Vanillin (meist als „Aroma“ beschrieben) aromatisiert wurde, oder auf deren Zutatenliste sich Zutaten wie Butterreinfett oder Süßmolkenpulver finden.
Als Grundlage veredelter Produkte, beispielsweise Pralinen spielt Weiße Schokolade schon lange eine wichtige Rolle. Es hat aber lange gedauert, bis auch ernstzunehmende Schokoladenhersteller weiße Schokoladen überhaupt angeboten haben, Schokoladenfans weiße Schokoladen probieren wollten. Noch später als bei Milchschokoladen begannen Rezeptur-Experimente mit neuen Verfahren, Aromen, Beigaben (und Weglassungen). Karamell, Vanille, aber auch nicht-desodorierte Kakaobutter oder Tonkabohne sind aromatische Ausprägungen, die wir heute finden. In unseren Schokoladentests normalisieren wir diese Ausprägungen, um Vergleichbarkeit und faire Benotung sicherzustellen, egal ob das Sub-Genre z.B. „süß“, „Karamell“ oder „Schlagrahm“ heißt.
Wir empfehlen jedem Schokoladenfan, der zumindest Milchschokoladen etwas abgewinnen kann, einmal Vivanis Version eines reichhaltigen, nicht zu süßen Vanillepuddings zu probieren. Valrhonas unvergleichlich viel raffiniertere Version des Karamellriegels ‚Caramac‘. Oder Åkesson’s recht neue weiße Schokolade, die – Fanfare – selbst ohne Kakaomasse nach Kakaoaromen schmeckt. Am allerbesten, aber leider auch ziemlich teuer, schließlich die Weiße von Fruition aus den USA.
Wie unsere Tests zeigen, bieten Weiße Schokoladen heute so viel mehr als noch vor wenigen Jahren.