Wirkung
Bislang beschäftigt sich der ecuadorianische Schokoladenhersteller Pacari mit seinem Heimatland auf der Suche nach weiteren Vorkommen von Nacional-Kakao – einst auschließlich in Ecuador vermutet.
Für diese Tafelsorte überschreitet Pacari die Grenze und seilt sich ins benachbarte Peru ab. Oberflächlich ein Schachzug, das eigene Einzugsgebiet zu vergrößern, aber eben nur oberflächlich.
Wenig bekannt ist, dass die Region um die Stadt Piura in Nordwestperu eine Kakaobaumart beheimatet, die eigentlich zur Nacional-Familie gehört. Ein Beweis, dass die natürliche Geographie sich nicht um politische Grenzen schert.
Piura Quemazón: Pacari kehrt nach Hause zurück … indem es es verlässt.
Aussehen: 4,2 / 5
Farbe: eine ungewöhnlich hübsche Rubin-Perle
Oberfläche: gerupft
Temperierung: schwach und matt
Knack: ein wenig unterdrückt
Duft: 7,9 / 10
Dicht bewaldet — Lianen, Ranken, Rinde und alles, was von Pilzen und Bakterien bis hin zu Blättern (einschließlich eines Himbeerblatts), Mulch und Sporen den Waldboden bevölkert, sowie ein wenig Exkrement … echte Sch***e … außerdem ein Wolkenwald aus Kakao … und das alles steckt in einem Getreidesilo!
Mundgefühl: 12,8 / 15
Textur: sehr physisch, schwerer Körper, Gummi wie im Geschmack (s.u.)
Schmelz: ständige Bewegung… weiter und weiter… und weiter, um den Geschmack zu verlängern
Geschmack: 46,3 / 50
Ein direkter Übertrag aus dem Duftprofil, und dann einen Nachschlag obendrauf…. ziemlich waldig… unterbrochen von Momenten purer Süße -> erzeugt Fruchtkaugummi und Zuckerwatte in wunderbarer Balance zu dem mild bitteren Unterton aus dem Baumrindenduft -> geröstete Pecannuss -> saftiges Vanillekaramell -> ein leichtes Zusammenziehen hinten, das Ananas und Kumquat andeutet, dann kalkige zuckersüße Kakaopulpe -> entlässt über Azalee.
Qualität: 17,9 / 20
Im Frühling 2012 untersuchten Genetiker des USDA/ARS-Labors in Beltsville, Maryland, eine breite Auswahl an Kakaoproben aus den Regionen südliches Ecuador und nördliches Peru.
Die Ergebnisse für die weißen Samen der Gegend Piura weisen darauf hin, dass ihre DNA in die Kategorie der Nacional-Kakaos fällt. Analysten glauben, dass dies Vorläufer der dunklen ecuadorianischen Sorten sind, die sich, falls das stimmt, erst aus den weißen Samen entwickelt haben.
Ob sich dies auch für Piuras dunkle Samen bestätigt, muss noch nachgewiesen werden.
Obwohl sie errötet, erscheint diese Pacari-Sorte hell genug, um zur weißen Nacional-Kategorie zu passen.
Eine Sorte, die ihren Geschmack direkt von der Quelle bezieht. Pacari arbeitet nach Prinzipien, die in der Verarbeitung „roher Schokoladen“ entwickelt wurden — minimale, kaum beeinträchtigende Verfahren — und wendet diese hier mit guter Wirkung an. Geringer Kern-Schokoladengeschmack; einfach viel Breite, Tiefe und Symmetrie. Dazu eine seltene Gleichzeitigkeit UND Entwicklung der Geschmacksrichtungen, die sich zu einer außergewöhnlich genussvollen Reise vereinen.
Sicherlich mehr als bei der ‚Piura Blanco‘ von Bonnat oder der ‚Perfect Illusion Piura‘ von Lillie Belle. Und wo es Original Beans‘ ‚Piura‘ nicht gelingt, zu den eigenen Verpackungsangaben aufzuleben, schafft diese dies in einer Art und Weise, als hätte sie es sich vom Goldstandard des Ursprungs abgeschaut, wenn es ihr auch nicht ganz so gut gelingt: Rogues himbeersonnige ‚Piura‘.
Pacari Piura Quemazón: eine wilddynamische Schokolade mit einem Potpourri, einem Dschungel aus Aromen. Tatsächlich ein hervorstechendes Beispiel, dass Schokolade – so wie Weine mit Namen wie Bordeaux, Burgund und Napa ihren Weinberg widerspiegeln – den Amazonas repräsentiert.
Willkommen im Dschungel.
Bewertung: 8,91 (C-spot)
Diese Rezension erschien im englischsprachigen Original am 28. November 2012 auf the C-spot.
Zutaten:
Kakaobohnen, Zucker, Kakaobutter, Sonnenblumenlecithin
Ernährungsinformationen:
glutenfrei | sojafrei | erdnussfrei? | fairtrade? | bio |