Wirkung
„Hinter jedem großen Vermögen steht ein Verbrechen“ – Balzac
Die Piraten der Karibik waren daran beteiligt, die spanische Herrschaft über den Kakao zu brechen. Sie zogen über die Meere und arbeiteten gemäß dem Motto „kein Frieden jenseits der Linie“ – in Bezug auf den Vertrag von Tordesilla in 1594, der eine Demarkationslinie auf den Seekarten der Zeit einzog, über die Spanien ein Quasi-Monopol (und Monopson) auf fast alle Güter erhielt, die die Neue Welt zu bieten hatte, ob Gold, Silber, Edelsteine, Gewürze oder Kakao. Man darf spekulieren, dass diese Plünderer Kakao erst über die karibischen Inseln verstreuten, vielleicht sogar die Küsten Mittelamerikas mit Kakao wiederbefruchteten.
Dies könnte auch zu den sagenumwobenen Kakaobäumen um Chuao beigetragen haben. Mitte des 16. Jahrhundertrs nutzten Piraten freizügig Trinidad, direkt neben Venezuela, als Rückzugshafen. Im 17. Jahrhundert war Trinidad einer der wenigen für alle geöffneten Häfen. Die spanische Garnison war klein, der lokale Gouverneur empfänglich für Bestechung.
Und wer genau waren diese Piraten? Nun, den Anfang machte niemand anderes als Spaniens Erbfeind, die Franzosen. 1523 überfiel der galante Korsar Jean Fleury zwei spanische Schatzgalleonen, beladen mit von Cortés beschlagnahmtem Aztekengold. Der Angriff fand bei den Azoren statt … näher an Europa als an Amerika. Neben Gold befanden sich exotische Tiere, Jade, Ornamentschmuck, Perlen, Kunstgegenstände, Mosaikenmasken und verschiedenes mehr an Bord.
Einer der ersten größeren Überfälle in der Karibik selbst geht auf das Konto eines weiteren Franzosen – François Le Clerc – dessen Angriff 1554 vor Santiago/Kuba Spanien dazu zwang, die eigenen Aktivitäten nach Havanna zu verlagern.
Und beim Kakao machen die Franzosen bis heute weiter.
Für beinahe ein Jahrzehnt ab etwa 2003 besaß Amedei beinahe ein Monopol auf die gesamte Ernte des Chuao. Natürlich brachen Schmuggler dieses exklusive Arrangement, bis schließlich die Antwort auf die Frage „oh wo warst Du, Chuao“ „überall“ lauten musste … und nur um so mehr, seit Amedei ihren Vertrag schließlich verloren. Inzwischen kommen sie alle: Bonnat, Pralus, Coppeneur, usw., selbst kanadische Newcomer wie Soma und Choklat.
Rouchefoucauld erhoffte sich, dass Ruhm an den Mitteln gemessen werden müsse, mit denen er errungen wurde. Es darf bezweifelt werden, dass François Pralus und seine Kakaogenossen dabei so schwere Schandtaten begegangen haben, dass sie das Los von Jean Fleury rechtfertigen würden, den die Spanier 1527 schließlich fingen und hängten.
Was immer die Umstände seines Ruhmes waren, persönlicher Erfolg geht Hand in Hand mit dem Dienst an der Öffentlichkeit … manchmal, um ersteren wiedergutzumachen, ohne dabei an Altruismus zu verlieren.
Aussehen: 4,9 / 5
Farbe: sehr schwierig festzunageln; vielleicht einfaches Schellackbraun
Oberfläche: bis auf einige Löcher in der Rückseite, durch die die Würmer kriechen…
Temperierung: …ist es Spieglein, Spieglein an der Wand
Knack: seismischer Ausbruch / fantastischer Guss; S.E.K (Schokoladen-Explosivkörper); Vollschub-Seitenkanten
Duft: 9,6 / 10
Pinienfrisch (insbesondere Pinus patula), aber unterdrückt … Rosine im Kerzenlicht von Paraffin -> bewegt sich zur Küste über den gelobten Sand -> Seewinde tragen Kakaobutter und leicht photosynthisiertes Grün (mit Tabak) -> schließlich ein Seitschwenk von Pepino, dann ausblutende Blaubeere bis kein Blau mehr da ist; alles davon extrafein
Mundgefühl: 12,4 / 15
Textur: Satin
Schmelz: trotz Lecithin einige Klumpungen
Geschmack: 46,1 / 50
Rammt Weizen und Beeren hinein, um Blaubeerkuchen auszuspucken (lecker echtes blau, so wie ‚Blue Magic‘ vor seiner Verwendung gegen Erektionsstörungen pures Heroin bedeutete, an dessen Potenz viele Junkies zugrundegingen) -> Schokoladenkruste -> brennendes Öl (Kakaobutter) feuertrocknet zu Balsa, säuert ein wenig mit Pflaume -> nimmt mehr Saft mit süßer Passionsfrucht auf, und dann beginnt der Höllenritt …. kreuzt mit Melasse -> die Beeren kommen durch das Feuer zurück -> gehen gegen noch mehr Melasse unter -> schließlich fällt der Schalter über ti-tanninischen Kakao (Pulver, Staub und Fudge)
Qualität: 17,7 / 20
Beinahe eine Replika von Coppeneurs Chuao 70h, abzüglich deren Alkohol. Und wo die deutschen Schokoladenschmiede Melasse unterdrücken, nimmt diese Tafel sie einfach auf … das Ergebnis all dessen (dank einer gehörigen Röstung, die „CQ“ – den „Schokoladequotienten“, also das Maß an nuancefreiem Kakaogrundgeschmack – opfert), mit Ausnahme der riesigen Scheibe Blaubeerkuchen am Anfang, ist gesüßte … nun, Melasse.
Pralus stellt alles an den Beginn, so dass die weitere Verkostung wie ein Nachlassen wirkt, so lohnend sie in jedem Fall auch ist. Ziemlich charakteristisch für das Haus – starke Röstung / reichliche Conche, 25% Zucker – entspricht dem Ursprung (nur wenig bitter und praktisch one Adstringens).
Wie immer bei Chuao – robust, gut strukturiert und unbeherrschbar.
Bewertung: 9,07 (C-spot)
Diese Rezension erschien im englischsprachigen Original im Sommer 2010 auf the C-spot.
Zutaten:
Kakao, Zucker, Kakaobutter, Sojalecithin
Ernährungsinformationen:
glutenfrei? | erdnussfrei? | fairtrade? | bio? |