Es gibt Schokoladentests, auf die man sich mehr freut als auf andere, und eine Michel Cluizel-Milchschokoladenverkostung ist immer etwas Besonderes. Wohl kein Schokoladenhersteller der Welt nimmt Milchschokolade so ernst wie dieser französische Chocolatier, dem es stets gelingt, auch eingebettet in Milch den ursprünglichen Charakter des verwendeten Kakaos hervorzubringen. Bei der Sorte „Maralumi Lait“ handelt es sich um die 47%ige Milch-Variante der hervorragend guten Maralumi-Bitterschokolade aus Papua Neuguinea-Kakao, deren beerig-fruchtige Aromen bereits beeindruckten.
Zunächst zum ‚Drumherum‘: Michel Cluizels schlicht-effiziente Kartonverpackungen lösten bei Schokoladenhändlern wohl noch nie Begeisterung aus – es wird sich zeigen, ob die upgedatete braune Verpackung das ändern kann. Präzise Geschmacksnotizen und eine Verpackung, die wenig Raum für Luft lässt. Cluizel-Schokolade scheint zum Essen, nicht Verschenken gemacht – den Schokoladenfan freut’s, ebenso wie die faire Preisgestaltung. In Alufolie eine fehlerfreie mittelbraune Tafel mit orange Farbstich und wenig Glanz, glatt und hart im Bruch, einige Lufteinschlüsse zeigen sich. Maralumi Lait duftet säuerlich, fruchtig, viel Milch, ein wenig Vanille zum Kakao.
Im Mund Kakao und Süße, dann Schmelz, dann Säure. Maralumis Komplexität baut sich sukzessive auf. Die Grundlage dieser Schokolade sind gesäuerter Karamell, ihr rahmig-weicher, dicker Schmelz sowie eine salzige Dreingabe. Darauf aufgesetzt ein spannendes, erdiges Potpourri aus Trockenfrüchten, eingebettet in dickem Rahm. Ein Hauch Banane am Gaumen. Viel Geschmack für eine Milchschokolade! Die erstaunliche (Salz steht nicht auf der Zutatenliste) Salzigkeit drückt sich im Rahm in runder Umami-Vollmundigkeit aus. Ziegenmilch, süße Kondensmilch. Dunkler Karamell und tabakiger Kakao leiten in den Nachgang über. Hmm…
Mit der ‚Maralumi Lait‘ stellt Michel Cluizel ein weiteres Mal seine Klasse als Meister der Milchschokolade zur Schau. Dies ist eine der dunklen ‚Maralumi‘ ebenbürtigen Leistung, die die gleichen Grundnoten (Säure, Trockenfrüchte, Banane, Tabak) eigenständig in salzigem Rahmkaramell interpretiert. Spektakulärer noch als die dezent-komplexe ‚Mangaro Lait‚, was dem einen oder anderen noch besser gefallen könnte, erfahrungsgemäß aber auch stärker die Meinungen polarisiert. Ein Probiertipp auch für jeden, der Milchschokoladen die großen Kakaoaromen nicht zutraut.
Diese Schokolade wurde im November 2013 nachgetestet und nachbewertet.
Update 4/2020: nach Informationen von Cluizel musste die Plantage Maralumi aufgrund von Baumkrankheiten geschlossen werden.
Zutaten:
Vollmilchpulver, Kakao, Kakaobutter, Rohrzucker, Bourbon Vanille-Schote
Ernährungsinformationen:
sojafrei | erdnussfrei? | fairtrade? | bio? |