Das kleine Dorf Chuao im Norden Venezuelas umweht eine magische Aura: schwer von außen zugänglich, ist dies eine Gegend, die für viele die besten Kakaos überhaupt produziert. Es ist eine der wenigen Gegenden der Welt, in der reine Criollo-Kakaos vorkommen, aber der Chuao-Mix beinhaltet neben Criollo traditionell auch Trinitario und zunehmend die widerstandsfähigen Forastero-Bohnen.
Amedei erobert Chuao
In der jungen Geschichte des toskanischen Herstellers Amedei – 1998 wurde die erste Tafel Amedei-Schokolade verkauft – spielt Chuao eine besondere Rolle. Verspottet von Vertretern des französischen Giganten Valrhona, von dem Amedei Rohkakao beziehen wollte, sicherte sich Amedei im Handstreich auf Jahre die komplette Ernte der Region Chuao und schnitt die bis dahin vorwiegend spanischen und französischen Abnehmer von der Produktion ab – übrigens eine spannende Geschichte, hier (auf Englisch) nachzulesen. Amedei produzierte in der Folge nicht nur eigene Chuao-Schokoladen wie die vorliegende reine Amedei Chuao, sondern belieferte auch andere Hersteller mit dem Kakao, auf den sie nun ein Monopol besaßen.
Als einer der teuersten Schokoladen im Sortiment, spendiert Amedei auch der „Chuao“ ein eigenes Gewand: Kakao-Grafik auf einer Mauer. In der hübschen Papphülle versteckt sich, Amedei-typisch, eine eher schmächtige, in beschichtetes Papier eingepackte Tafel. Eher dick und schmal gegossen, ist die rötlich – mittel- bis dunkelbraune Tafel handwerklich schön gemacht, im Bruch betont hart, die Bruchkante einen Tick rauh.
Die „Chuao“ duftet eher unauffällig, Schokolade, ein wenig nach rohem Rohrzucker.
Im Mund nimmt die „Chuao“ einen nun auf eine Geschmacksreise. Erst hart und blockig, braucht sie ein wenig zum Schmelzen. Nun: stark gerösteter Eindruck. Kraft. Kaffee, auch Tabak. Mehr und mehr Säure ist zu schmecken, wird aber nie fruchtig. War die Schokolade zu Beginn nur wenig süß, kommt im Weiteren ab und an geradezu eine Zucker-Injektion durch. Der Geschmackseindruck legt sich dadurch nie richtig fest, wandert ein wenig. Der Schmelz ist weniger zart als der anderer Amedeis, wird im Verlauf aber gewohnt cremig. Der Nachgang ist mittellang und betont dunkle, röstige Noten.
Ungebändigt
Amedeis „Chuao“ ist zweifellos eine sehr edle und befriedigende Schokolade, wird aber qualitativ nicht zuletzt von anderen Amedei-Schokoladen noch in den Schatten gestellt. Amedei selbst gibt an, dass diese Bohnenmischung schwer zu „bändigen“ ist, und das merkt man unter anderem dem wandernden Geschmack der Schokolade an. Als Single-Origin-Schokolade ist möglicherweise auch die vorliegende Ernte oder Röstung hierfür verantwortlich. Der hohe Preis dieser Schokolade ist der Knappheit der „Marke“ Chuao geschuldet.
Update 2020: Amedei hat in der Zwischenzeit Vanille aus allen Rezepturen entfernt. Der Test bezieht sich auf die ursprüngliche Rezeptur.
Zutaten:
Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter, Vanille
Ernährungsinformationen:
glutenfrei | sojafrei | erdnussfrei? | fairtrade? | bio |
Ergänzungen:
Amedei verwendet nach eigener Auskunft nur Bio-Zutaten, die zum Teil allerdings nicht unabhängig zertifiziert sind.