Test: Oialla Chocolate Criollo puro del Amazonas, 70%

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Oialla Chocolate Criollo puro del Amazonas, 70%
Sorte: Dunkle Schokolade
Kakao: 70%, Criollo, Bolivien
Marke: Oialla, Dänemark
Ladenpreis: €25,96/100g (€12,98/50g)
Bewertung: 91 Chclt.net-Punkte
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Oialla by Bojesen, 70%, 50g

SO stelle ich mir eine Schokoladenverkostung vor. Hinter mir liegt ein auf der Kölner Süßwarenmesse geführtes Gespräch mit Schokoladenmacher Rasmus Bojesen. Vor mir liegt nicht nur eine Schachtel mit Oiallas 70%iger Criollo-Schokolade, sondern auch vier auf der Messe mitgegebene Schälchen mit jeweils Plättchen einer 72 und 78%igen Variante der Schokolade, einer Milchschokolade sowie den puren gerösteten Kakaobohnen-Nibs. So sieht ein Schokoladen-Box-Set aus. Geschäftsidee, anyone?

Ein drei-Sterne-Bonbon

Oialla ist das Premium-Projekt von Rasmus Bojesen, der bereits in der Vergangenheit in Kooperation mit der schwedischen Malmö Chokladfabrik Schokolade produzierte. Für Oialla verwendet Bojesen einen bolivianischen Criollo, der ansonsten nur von Felchlin für deren Sorte „Cru Sauvage“ verwendet wird. Nachschubsicherung macht Bojesen hier Sorgen, und so ist wohl geplant, ein größeres Stück Anbaugebiet in Bolivien selbst zu erwerben. Die neue Marke Oialla richtet sich auch als Kuvertüre an die Sterneküche. Dem Sterne-Anspruch folgt die Verpackung der Oialla 70%: eine geräumige, aufwändige Kartonschachtel, ausgepolstert durch viel Karton und Luft, darin noch eine Broschüre und am Ende zehn kleine einzeln verpackte 5g-Täfelchen. Die aufgeklebte Prämierung der Academy of Chocolate – „nur“ Silber – wirkt angesichts dieser Verpackung schon beleidigend gering. Die Zutatenliste ist hingegen perfekt: Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter – kein Sojalecithin, keine Aromatisierung.

Die kleine Einzelverpackung ist zwar ideal für den Erhalt des Aromas auch kleiner Mengen, verschmiert aber im Verpackungsprozess die einzelnen Täfelchen auf der Rückseite. Zum Probieren wäre eine einzelne 50g-Tafel deutlich überlegen. Die Schokolade selbst ist sehr sauber ausgeführt, bricht eher hart, deutlich schiefrig. Ein pur schokoladiger Kakaoduft, dazu beerenfruchtige Anklänge, macht Spaß.

Im Mund zeigt sich die Oialla dunkel, mild. Ein sehr pures Schokoladenaroma. Es muss die Erinnerung an Bolivien sein … aber: Cocablatt. Etwas Lakritz, zart würzig, leichtfüßige Fruchtigkeit. Der Schmelz ist ungewöhnlich: recht rauh, gleichzeitig sehr schnell schmelzig und cremig. Mir gefällt der Effekt hier, der den Mund sehr schnell mit dem Kakao in Berührung bringt. Süße und Kakaoaromen bleiben wunderbar balanciert, die Schokolade ist mild, wenig sauer oder bitter. Ein langer Nachklang ohne Misstöne.

Das ‚Oialla Box Set‘

Der Vergleich mit dem „Box Set“ fällt interessant aus – alle drei Sorten haben einen konventionelleren Schmelz als die 70%ige. Die 72%ige ist dadurch weniger auffällig, bringt aber ihre Fruchtigkeit besser zur Geltung. Die 78%ige Oialla besitzt die knackigere Röste und spielt ansonsten auf dem gleichen qualitativen Level. Die Milchschokolade entpuppt sich als spannender Remix – charaktervoll und vollmundig für eine Milchschokolade. Es bleiben die Kakao-Nibs … außerordentlich mild, würzig, ein schöner Hintergrund-Kommentar zu Bojesens Schokoladen.

Aber: die teuerste Schokolade der Welt

Oialla gelingt mit der 70%igen ein pur schokoladiger Geschmack, der dennoch nie langweilig wird. Der Vergleich gerade mit der 72%igen Variante suggeriert, dass dafür auch der etwas eigentümlich rauhe Schmelz verantwortlich ist.

Dennoch ist diese Schokolade keine Kaufempfehlung, denn zur großen Verpackung passt auch der anscheinend angestrebte Verkaufspreis, und ich habe hier bereits den billigsten, dänischen Online-Preis veranschlagt. Oberhalb von 90 Punkten bin ich normalerweise sehr großzügig, und das Leben in Skandinavien ist teurer als in Bolivien, aber come on … dafür nur als ‚Box Set‘.

Zutaten:

Kakaobohnen, Rohrzucker, Kakaobutter

Ernährungsinformationen:

glutenfrei? laktosefrei? sojafrei? erdnussfrei? nussfrei? fairtrade? bio