Vor einigen Jahren begann die Osnabrücker Confiserie Leysieffer damit, ihren Kunden und der Presse die Idee zu verkaufen, gealterte Schokolade könne – analog zu Rotwein – besser schmecken als frisch. Fortan bietet Leysieffer neben dem regulären Sortiment für natürlich etwas mehr Geld seinen Kunden sogenannte „Jahrgangs Schokoladen“ an. Kein einziger anderer Hersteller zog nach, von „Effekthascherei“ war damals in der Zeit die Rede – und selbst Leysieffer bietet inzwischen nur noch ein, maximal zwei Jahre „gealterte“ Schokolade mit recht knapper Resthaltbarkeitszeit an, auch wenn auf der Packung noch behauptet wird, „Schokolade mit hohem Kakaoanteil [gewönne] mit den Jahren an Reife, Aroma und Geschmack“.
Gealtert oder bloß älter?
Leysieffer-typisch wird die Jahrgangs Schokolade – hier die 2011er Ausgabe getestet – in einer Papp-Klarsichtbox für einen selbstbewussten Confiserie-Preis verkauft. Sie ist recht dunkel, außer einigen Lufteinschlüssen sauber hergestellt und bricht nicht besonders hart, schiefrig. Sie duftet nach Vanille, untergeordnet einfach-dunkler Kakao.
Im Mund ist die Leysieffer weich, cremig, dann ein Einwurf von Säure. Ein erdig-herber Grundgeschmack, sehr entfernt Sultaninen, am Gaumen adstringierend, die Säure balanciert die Süße dabei ganz gut aus. Nun ein brandig-rauchiger Ton. Der cremige Schmelz ist eine Stärke dieser Sorte, im Abgang bleibt der rauchig-bittere, wohlwollend ’nussig‘ wirkende Anteil noch etwas bestehen.
Augenwischerei
Eine 2011 produzierte und bis 2013 zu verzehrende Dunkle Schokolade ist keine gealterte Schokolade, sondern einfach Schokolade innerhalb ihrer üblichen bis zu zweijährigen Regelhaltbarkeit. Hier kann es allenfalls um den Jahrgang gehen, nicht eine „Alterung“: wie z.B. Valrhona mit einigen Schokoladen zeigen kann, lohnt sich bei besonders sorgfältig ausgewählten Kakaos der Vergleich über die Jahre hinweg – gleichzeitig ein riskantes Geschäft, wenn die gesuchte Qualität einmal ein Jahr ausbleibt. So weit geht Leysieffer nicht: São Tomé ist als Herkunft zu unspezifisch, und den gewählten Kakaos wurden zu viele aromatische Schwächen (bitter, rauchig) zugestanden, darüber hinaus noch mit Vanille aromatisiert, als dass ein Jahresvergleich interessante Aufschlüsse erbrächte.
Die „Jahrgangs Schokolade Sao Thomé“ ist geschmacklich ungefähr auf dem Niveau einer Lindt-Bitterschokolade und wird damit von Leysieffer zu teuer verkauft.
Zutaten:
Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter, Sojalecithin, natürliches Vanille-Aroma
Ernährungsinformationen:
glutenfrei? | fairtrade? | bio? |