Leysieffer
Seit meiner Kindheit habe ich eine besondere Beziehung zu den „Himmlischen“, der bekanntesten Pralinensorte der Osnabrücker Confiserie Leysieffer. Einst geschätzt als feines Geschenk von Gästen, die meinen „süßen Zahn“ kannten, dann gekauft als Belohnung für die ‚Anstrengungen‘ eines Stadtbummels und schließlich sogar auf vielen deutschen Flughäfen als Reiseunterhaltung. Offensichtlich war ich nicht allein, Leysieffer hat in der Zwischenzeit expandiert und betreibt mittlerweile Ladengeschäfte in zahlreichen deutschen Großstädten.
Leysieffer bietet inzwischen ein recht breites Sortiment an Pralinen, Kuchen und Schokoladen an, die angefangen von der Lage der Geschäfte über die Verpackungsgestaltung bis hin zur Preispolitik klar auf den Geschenk- und Mitbringselmarkt zielen. Schokoladen werden dabei mit jeder erdenklichen Zutat (Kokosraspeln, Ingwer, Kardamom usw.) angeboten, und eine Zeitlang versuchte Leysieffer pressewirksam als erster Hersteller der Welt sogar die geschäftspolitisch natürlich verlockende Idee zu prägen, dass gealterte Schokolade analog zu gutem Rotwein besser als frische schmecken könne.
‚Nur‘ ganz gut
Zum Testen haben wir uns Leysieffers 40%ige „Les Extra Fins Vollmilch“-Schokolade ausgesucht – sieht man von Malzextrakt, Vanilleextrakt und Vanillearoma ab, ohne weitere Zutaten.
Durch die Cellophan-Verpackung bereits von außen zu erkennen, ist die „Les Extra Fins Vollmilch“ eine seidenmatt-hellbraune Schokolade ohne Farbstich. Sie ist sauber produziert mit z.B. wenigen Luftbläschen-Einschlüssen. Die Stückchen haben Leysieffer-typisch eine gute (kleine) Probiergröße.
„Les Extra Fins Vollmilch“ duftet schwach, aber gefällig: Karamell, auch Molkearoma. Sie bricht mit harter, glatter Kante. Beißt man sie an, fühlt es sich an, als würde die Schokolade etwas fettig abblättern – die leichte Sandigkeit der Schokolade (s.u.) spielt hierbei eine Rolle.
Im Mund entwickelt sich der stark karamellige Eindruck weiter. Zunächst wenig süß, kommt mehr und mehr Süße hervor, die nur durch wenig Säure gemildert wird. Der Schmelz der „Les Extra Fins Vollmilch“ ist leider spürbar sandig, was erstaunt, nennt Leysieffer doch auf der Verpackung „besonders langes Conchieren über mehrere Tage“ als Teil des Herstellungsverfahrens. Ohne diese Körnigkeit könnte man den Schmelzeindruck „buttrig“ nennen. Karamell bleibt das dominierende Aroma der „Les Extra Fins Vollmilch“. Unterschwellig ist auch eine ganz leichte Bitterkeit zu spüren. Der Geschmackseindruck ist gut, aber auch wenig vielfältig.
Dafür zu teuer
Leysieffers „Les Extra Fins Vollmilch“ ist eine gute Schokolade. Aber sie ist nicht gut genug, ihren Preis zu rechtfertigen: vergleichbar gute Schokoladen gibt es im Supermarkt bereits für die Hälfte. Ein Probiertipp aus dem Schokolade-Geschenkhandel wäre ansonsten Hussels „Vollmilch“, die zwar weniger repräsentativ verpackt ist, dafür deutlich besser schmeckt und nicht mehr als eine normale Lindt-Tafel kostet.
Zutaten:
Kakaobutter, Vollmilchpulver, Zucker, Kakaomasse, brauner Zucker, natürliches Vanille-Extrakt, Sojalecithin, Malzextrakt, natürliches Vanillearoma
Ernährungsinformationen:
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