Als ich zum ersten Mal von der Schokoladenmarke Rotstern hörte, wurde mir vom Logo und Erinnerungen an den Kalten Krieg, nicht der Qualität der Schokoladen des Unternehmens berichtet.
Der 1955 in Thüringen gegründete Hersteller Rotstern war zeitweise einer der größten Schokoladenhersteller der DDR. Die Marke hat seitdem eine bewegte Geschichte hinter sich und fristete zuletzt ein Dasein u.a. im ‚Ostalgie‘-Handel, der über 20 Jahre nach Mauerfall dann auch seinem verdienten Ruhestand entgegensieht. Rotstern meldete 2012 Insolvenz an – kurze Zeit darauf stieg mit einem örtlichen Caritas-Verband ein ungewöhnlicher neuer Investor ein, der bereits in der Vergangenheit mit seinen Behindertenwerkstätten mit Rotstern zusammengearbeitet hatte. Die vorliegende Rotstern „Vollmilch“ wurde noch vor der Insolvenz hergestellt.
Der rote Stern
Die Verpackung der ‚Rotstern‘ hat tatsächlich etwas: ein roter Stern im Logo, um Jahrzehnte verstaubt anmutende Grafik eines Alm-Idylls. Das Design könnte bereits seit 1955 so stehen. Beschichtetes Papier, knisternde Alufolie, unpräzise verpackt. Minimal. Ein Mitbringsel vom ‚Checkpoint Charlie‘.
Unter der Verpackung hat es sich dann aber bereits wieder: eine hellbraune Tafel voller sichtbarer Luftbläschen auf der Rückseite – sogar auf der Vorderseite sind kleine Luftlöchlein zu sehen. Die Schokolade bricht hart mit leicht unregelmäßiger Kante. Ihr Duft ist schwach, Sahne und Staub sind die Empfindungen.
Der allererste Eindruck im Mund ist zurückhaltend, gar nicht der schlechteste, dann marmeladig, aber zunehmend mischen sich störende staubige Töne hinzu. Der Kakao ist nur wenig aromatisch. Die hohe Süße der Rotstern brennt am Gaumen, ihr Schmelz ist sehr sandig. Im Nachgeschmack wird die Rotstern dann wieder weniger auffällig, der staubige Eindruck bleibt aber.
Keine Wiederholungsgefahr.
Nichts außer schönem Sternenschein
Rotsterns „Vollmilch“ ist nicht die schlechteste Milchschokolade der Welt, aber außer dem Retro-Styling der Verpackung gibt es kaum einen Grund, sie zu kaufen. Ob der neue, bislang nicht als Chocolatier aufgefallene Investor an der Qualität der Schokolade etwas ändert, bleibt abzuwarten.
Zutaten:
Zucker, Kakaobutter, Magermilchpulver, Kakaomasse, Sahnepulver, Vollmilchpulver, Milchfett, Sojalecithin, E476, Vanillin