Bei den Vorverkostungen hatte sich bereits abgezeichnet, um was für ein Kaliber es sich bei dieser Schokolade handelt, und so trete ich diesen Abschlussbericht mit zwei Tassen bewaffnet an: eine mit grünem Tee gefüllt – zum Neutralisieren des Geschmacks, und eine leere. Zum Ausspucken.
VEB Rotstern Saalfeld
Das thüringische Unternehmen Rotstern – 1955 als DDR-Unternehmen „VEB Rotstern Saalfeld gegründet – durchlebte zuletzt wirtschaftlich schwierige Zeiten und wurde schließlich vom lokalen Caritas-Behindertenwerk übernommen, das für Rotstern bereits zuvor die Verpackung des Sortiments übernommen hatte. Die vorliegend getestete Schokolade stammt dabei noch aus der Produktion vor der Übernahme.
Rotsterns „Edelbitter“ ist ansprechend verpackt – auch optisch Anklänge an die 1950er Jahre in Farbgebung und Schriftzug, die Verpackung klassisch aus beschichtetem Papier und nochmals Alufolie. Ihr hoher Kakaogehalt ist in diesem Preissegment eine Ansage; in der Schokoladen-Königsdisziplin der 70%igen braucht es vernünftigen Kakao, um zu punkten.
Mit Öffnen verfliegt der gute Ersteindruck. Die mittelbraune Tafel ist matt und glanzlos, rückseitig mit zahllosen Luftbläschen und beidseitig Schlieren und Kratzern übersät. Sie bricht mittelhart, dabei recht gerade und mit nur leicht porös-schiefriger Kante. In der Nase liegen nur künstliches Vanillinaroma und darunter ein eigentümlich staubiger Kakaogeruch, wie alte Kisten auf dem Dachboden.
Im Mund zeigt sich die Rotstern mit bitterem und staubigem Erstgeschmack. Am Gaumen entsteht ein kakaopulvriger, strohiger Eindruck. Das künstliche Vanillinaroma wirkt weniger bestimmend als noch im Duft angedeutet, bleibt dann aber sogar noch das Angenehmste am Aroma. Die Schokolade wird im Mund kaum spürbar flüssig, so als würde sie großteils ‚abstauben‘ und nicht abschmelzen. Wenigstens die Süße bleibt dank des hohen Kakaogehalts unauffällig. Zu guter Letzt folgt ein langer, adstringierender und bitterer Nachklang.
Die schlechteste je getestete Schokolade
Rotstern gelingt mit der „Edelbitter“ die schlechteste im Inland erhältliche Schokolade, die wir bislang getestet haben – und hat diesen Titel wieder und wieder gegenüber Konkurrenten wie beispielsweise Schogetten „Bitter-Schokolade“ und selbst der von Ikea vertriebenen „Choklad Mörk“ verteidigt.
Der Caritas ist für ihren zukünftigen Erfolg zu wünschen, dass in der Neuordnung des übernommenen Betriebs auch die Schokoladenrezepturen ausgetauscht werden. Und in der Zwischenzeit trösten wir uns mit dem Wissen, dass selbst die schlechteste Schokolade immer noch besser schmeckt … als Rosenkohl.
Zutaten:
Kakaomasse, Zucker, Kakaopulver, Kakaobutter, Sojalecithin, Vanillin
Ernährungsinformationen:
fairtrade? | bio? |