Wirkung
Wir stellen heute Menakao vor: eine Wortschöpfung aus men („rot“ im lokalen Malagasy-Dialekt) und cacáo, nach dem Baum, von dem diese Schokolade abstammt. Kurz, „roter Kakao“, so wie die rubinfarbenen Schoten des edlen Criollo, von denen einige auch auf Madagaskar Zuflucht fanden (wiederum passenderweise nach ihren Eisenoxid-Vorkommen die „rote Insel“ genannt). Madagaskar beherbergt Reste, aber in keinem Fall stellt Criollo heute den Großteil der Kakaoernte der Insel.
Aussehen: 2,9 / 5
Farbe: wie üblich für Madagaskar … mehr orange als rot
Oberfläche: zerkrümelt und beschädigt
Temperierung: mit gebrochenem Herz
Knack: zersplittert
Duft: 8,3 / 10
Madagaskar, wie es im Buche steht: Beeren-Hölzer mit Pinienharz & Wacholdersaft, dazu Vetiver (hohe Röste?) -> wandelt sich zu Rahm, Papaya & Haselnuss -> dann Gummi und Kohle und Flintstein -> pellt sich schließlich zu triefender Ananas.
Mundgefühl: 11,7 / 15
Textur: trockenes Wachs / viskose Paste
Schmelz: langsam, aber kurz
Geschmack: 44,5 / 50
Ziehende Fruchtsäuren in Tonerde gepflanzt (gute Erde) -> kurz nussiges Zwischenspiel, bis die Frucht zurückkehrt, diesmal ein wenig heftig, sauer und ätzend, fast metallisch (Eisen, oder Beef-Jerky Muskel und Blut), aber auch ein winzig süßer Spot von Papaya zum Ausgleich -> bleibt anstrengend, nimmt Worchestershire-Soße auf, bevor sie Kakaobutter annimmt, was sie ein wenig beruhigt und das Fenster zu schwachen Früchten öffnet (schwach ausgeprägte Ananas, Wacholderbeeren + sein Gin-Destillat, zarte Grapefruit + Limone) -> gegen Ende Haselnuss… & Umami-Sodium ganz am Schluss.
Qualität: 15,8 / 20
Ausgeprägt „rot“ aus einem anderen Grund: scheinbar Hämoglobin-reich.
Knapp schrammt sie an einem Aufstand vorbei. Das Übrige bleibt passabel zentriert & ausgeglichen dank einer Butterbeigabe, die den angegebenen Gehalt von Kakaomasse/Butter/Zucker 7:5:0 noch weit übersteigen dürfte. Das schürt Befürchtungen, dass auch in anderen Bereichen die Angaben nicht zu genau genommen wurden. Wachstumsschmerzen eines Startups? Aber Menakao hat bereits unter dem Markennamen Tsar jahrelange Erfahrung vor Ort, von daher gelten keine Entschuldigungen.
Unausweichlich der Vergleich zu dieser anderen ungesüßten Madagaskar-Schokolade – Pralus‘ Le 100% – erstrecken sich über den Kakaogehalt, den Ursprung, die dichte Röstung und das Geschmacksprofil hinaus. Ehemalige Pralus-Angestellte arbeiten nun für Menakao.
Hier fehlen die Brillianz und die funkelnden Juwelen der Pralus, mehr als nur mineralische Helligkeit; der Unterschied zwischen z.B. Quarz und Salz.
Aber sie lebt zu ihrer Beschriftjung ‚bold & punchy‘ auf. Punchy – schlagkräftig einerseits durch ihre alkoholische Gin-Note (ein Cocktail aus Kokosnusssaft, Zitrone, Zucker und Gewürzen; diese Tafel enthält keinen Zucker, aber die Zitronigkeit und der Gin gleichen das aus), andererseits durch ihre kurze, dicke, fette Textur.
Bold – fest – ja, ein fester Schritt für ein neues Label auf ungesüßtes Territorium, das selbst Schokoladenveteranen meist nicht zu betreten wagen.
Insgesamt hübsch, gar respektabel.
Bewertung: 8,32 (the C-Spot)
Diese Rezension erschien im englischsprachigen Original am 9. Juli 2012 auf the C-spot.
Zutaten:
Kakao, Kakaobutter
Ernährungsinformationen:
sojafrei? | fairtrade? | bio? |