Für alle, die ein individuelles Schokoladengeschenk suchen, wurde vor ein paar Jahren die Geschäftsidee der online individualisierbaren Schokoladen aus der Taufe gehoben. Das Konzept: auf einer eingängig gestalteten Website kann man eine Schokolade (üblicherweise Milch, dunkel, weiß) mit einer Vielzahl von Zutaten kombinieren lassen: Früchten, Nüssen, Gewürzen, Keksen … dazu einer Grußbotschaft, einer Sonderverpackung. Jede Option wird einzeln abgerechnet. Der Versand erfolgt per großzügig ausgepolstertem Päckchen, schließlich kommt es hier auf perfekte Präsentation an.
Nach den offenkundigen und durch effektive PR verbreiteten Wachstumserfolgen der Berliner Pioniere Chocri, gab es eine kleine Gründungswelle an Schokoladen-Startups, von denen der größere Teil aber inzwischen wieder aufgelöst oder dysfunktional wurde. Zwei Anbieter teilen sich heute im Prinzip den deutschen Markt: Chocri und der Schweizer Konkurrent mySwissChocolate. Vergleicht man die Webseiten der beiden, so scheinen sich die Angebote bis aufs Haar einander angepasst zu haben: intuitive Website, vergleichbare Schokoladen- und Zutatenangebote, Preispolitik, Schokoladen-Abonnements, Versandkosten.
Aber: was passiert nach dem Bestellen? Und vor allem: wie gut schmeckt die Schokolade? Wir machen die Probe aufs Exempel und bestellen am selben Tag drei Tafeln Chocri- und drei Tafeln mySwissChocolate-Schokoladen. Alle Schokoladen werden unbestreut und unverfeinert gelassen – fast schon ein Sonderauftrag für die Individualisierer.
Bestellung
Wie erwartet, verläuft die Bestellung auf beiden Portalen problemlos – beide Unternehmen sind Online-Gründungen, und Web-Optimierung ist Teil der Firmen-DNA. Die Anzahl auswählbarer Zutaten ist vergleichbar groß und ermöglicht harmonische ebenso wie sehr experimentelle Geschmacks“kompositionen“. Chocri bietet eine vielfältigere Auswahl an Basis-Tafeln an: neben Milch, Dunkel und Weiß auch Kombinationen der Sorten sowie eine Sonderform (Herz). mySwissChocolate bleibt rechteckig, kennzeichnet aber die Schweizer Herstellermarken der drei angebotenen Kuvertüren. Erstbestellern bietet mySwissChocolate einen zusätzlichen Rabatt etwa in Höhe der Versandkosten.
Der Bestellvorgang bei beiden Anbietern ist weitgehend vergleichbar, kleine Unterschiede – z.B. mehr Tafelauswahl bei Chocri, Rabatt bei mySwissChocolate – halten sich ungefähr die Waage.
Lieferung
Chocri: 30.12. bestellt, genanntes Lieferziel 9.1., geliefert 8.1. Lieferung erfolgte in einem mit Papier und vielen Partner-Werbeflyern ausgestopften Karton. Alle Tafeln kamen heil an.
mySwissChocolate: 30.12. bestellt, genanntes Lieferziel 25.1., geliefert 16.1. Lieferung in einer Art Papp-Rack, in der die Tafeln ordentlich nebeneinander im Karton aufgestellt transportiert wurden. Ebenfalls kein Bruch.
Überraschung über die Online-unüblich langen Lieferfristen. Chocri überzeugt dann durch die viel schnellere und obendrein deutlich genauer angekündigte Abwicklung. Etwas besser gefällt der mySwissChocolate-Versandkarton, aber auch Chocris Versandart ist angemessen. Hoffentlich werden aber die Werbeflyer bei Geschenksendungen weggelassen??
Aufmachung
Chocri-Schokoladen werden in einer schlicht-roten Faltschachtel geliefert, die einen sauberen, glatten Eindruck macht. Die Zutatenliste der Produkte erschließt sich allerdings nicht von allein: „V, V, K, Z, E“ ist selbst über die Webseite nur mühsam rückzuschlüsseln.
Im Frühjahr 2013 wertete mySwissChocolate seine Verpackungen grundlegend auf: vorher wie ein schlecht gemachtes Chocri-Nachahmerprodukt ausgeführt, gibt es die Schokoladen nun in einer voluminösen Kartonschachtel mit souverän-schlichter grafischer Gestaltung. Beibehalten wurde das bescheidene Druckbild der Zutatenliste auf der Rückseite, aber damit kann man leben.
Seit 2013 bietet mySwissChocolate auch die besser verschenkbare Verpackung.
Geschmack
Alle Basis-Schokoladen sind inzwischen detailliert auf Chclt.net vorgestellt worden. Im Einzelvergleich:
Weiße Schokolade
mySwissChocolate 82 Punkte: mySwissChocolates weiße Schokolade ist eine schön schmelzige, wenn auch vom Geschmack her etwas künstlich aromatisierte Schokolade. Die Kuvertüre stammt von Lindt.
Chocri 76 Punkte: Chocris weiße Schokolade ist eine zu süße, banal schmeckende Schokolade mit etwas besserem Schmelz als Geschmack.
Milchschokolade
mySwissChocolate 88 Punkte: wirklich runde Schokolade für Freunde süßer Milchschokoladen. Die Kuvertüre stammt von Carma. Gut!
Chocri 87 Punkte: Milchschokolade ungefähr auf dem qualitativen Niveau von Lindts „Excellence“-Serie, aber neutraler, weniger parfümiert. Gut!
Zartbitterschokolade
mySwissChocolate 85 Punkte: balancierte, neutrale Zartbitterschokolade mit 65% Kakaoanteil und schönem Schmelz. Kuvertüre von Felchlin.
Chocri 71 Punkte: die schlechteste Schokolade im Vergleich wird geschmacklich selbst von einigen Discount Zartbitterschokoladen unter 50 Cent die Tafel übertroffen.
Knapp bei Milchschokolade, überdeutlich bei den Zartbitterschokoladen – mySwissChocolate bietet die besseren Qualitäten in seinen Basisschokoladen.
Sieger: mySwissChocolate
So sehr die Pionierleistung und zügige Lieferung bei Chocri gefallen: auf den Geschmack kommt es am Ende an. Chocris Milchschokolade gefällt, aber sowohl die Weiße als auch die Zartbitterschokolade sind qualitativ Billigprodukte, die selbst dick mit aromatischen Zutaten bestreuselt zu dürftig schmecken würden.
Dass mySwissChocolate bereits im Bestellprozess auf die Hersteller der verwendeten Kuvertüren aufmerksam macht, ist kein Marketing-Gag. Verbesserungspotential gibt es bei der mit künstlichem Vanillin aromatisierten weißen Kuvertüre, aber alle mySwissChocolate-Schokoladen gefallen aktuell besser als die jeweilige Vergleichsschokolade von Konkurrent Chocri.