Jeder kennt „Magnum“: ein Eis am Stil, entwickelt von Langnese in den ’80ern, zu „Brauner Bär“ und „Nogger“-Zeiten damals unerhört klobig und massiv, in heutigen XXL-Zeiten weltweit vermarktet vom Lebensmittelkonzern Unilever. „Magnum“ ist eines dieser Produkte, die dafür sorgen, dass sich auch ein Eis im Urlaub in Übersee nicht mehr so unnötig fremd anfühlen muss…
Bei derartigen Weltmarken liegt es nahe, nach „horizontalen Potentialen“ am Markt zu suchen … die Milchschokolade zum Milchschokoladeneis, warum auch nicht?
Die ursprüngliche Rezeptur für die Schokolade des „Magnum“-Eises wurde vom belgischen Kakaogiganten Callebaut entwickelt; die Anforderung dazu, dass es auch tiefgefroren noch nach Schokolade schmeckt und einen annehmbaren Schmelz aufweist. Die Zutatenliste für ein Magnum-Eis enthält dann auch Inhaltsstoffe, die man lieber nicht so gern in wertiger Schokolade sieht (z.B. Butterreinfett, E476, Aromen).
Vertikales Aroma
Die Zutatenliste der vorliegenden „Magnum“-Tafelschokolade liest sich konventioneller, dank „Aroma“ dabei auch nicht besonders wertig. Es hat zunächst den Anschein, dass hier einfach ein Lizenznehmer versucht, das „Magnum“-Logo … genau, horizontal am Markt zu versilbern.
Dies gelingt beim Verpackungsdesign, 1:1 das „Magnum“-Gefühl. Ein brauner Pappumschlag mit viel Gold, innen nochmals eine gold-silberne Metallfolie. Die Tafel ist mittelbraun, mittelstark, industriell mit wenigen Kratzern gefertigt, seidenmatt, nicht zu hart im Bruch. „Magnum“, die Tafelschokolade riecht nach Kunstvanille und Karton, keine aparte Mischung (aber wer riecht schon an seinem Eis).
Im Mund ein harter, trockener, dann schnell vor allem süßer erster Eindruck. Einfachst-Kakao mit getreidigem Hauch am Gaumen. Der Schmelz will kaum am ganzen Stück ansetzen, so spröde ist er, mit zunehmender Temperatur am Stück biegsam … die Süße dennoch sehr intensiv. Klar eindimensionale vanilleartige Aromatisierung. Nicht so schmierig-grell wie dunkle Milka-Sorten, aber auch nicht um Welten besser. Der Nachklang, Aushauch herb, fast wie eine (primitive) Bitterschokolade.
Fazit: „Kinderschokolade in dunkler“
Stimmiges Packungsdesign reicht nicht. Weder Schmelz noch Aroma von „Magnum Classic“ konnten im Test besonders überzeugen (habe „Schmelz macht keinen Spaß“, „Kinderschokolade in dunkler“ noch von Co-Testern im Ohr … klar, Vanillin und viel Zucker, das ist „Kinderschokolade“). Fügt der Marke Magnum keine positiven Erinnerungen hinzu. Preislich für die Qualität etwas überzogen, trotz der Goldfolierung.
Vergleich Magnum Tafelschokolade vs. Magnum Eis-Schokolade
So weit der Test als Tafelschokolade – aber was taugt „Magnum Classic“ als Simulation des „Magnum“ Eises?
Um das herauszufinden, haben wir „Magnum“ auseinandergenommen, den Schokoladenüberzug vom Vanilleeis befreit, einen Teil davon gefroren, einen Teil auf Raumtemperatur gebracht, und dann gegen die Tafelschokolade verkostet.
Magnum Eis Schokolade gefroren
Tiefgekühlt entfaltet sich von der Schokoladenglasur naturgemäß nur ein geringer Eigengeruch: Basiskakao, etwas Kokos, Vanillea…artig. Der Überzug bricht hart, schmilzt im Mund sofort an, wird breiig, schließlich zur Schokosoße. Einfachster „Kakao“ und Vanillearomatisierung im Mund. Ausgeprägt bitteres Nachhängen, vermutlich um gegenüber der Eiscreme noch eine „Schokolade“ zu behaupten.
Magnum Eis Schokolade auf Raumtemperatur
Bei Zimmertemperatur riecht die Magnum-Glasur billig, nach aromatisierendem Vanillin. Kein Knack – die Schokolade biegt sich bei Kontakt und beginnt bereits an der Fingerspitze zu schmelzen, wird im Mund sofort weich -> buttrig -> soßig. Nicht gemildert durch Kälte, zeigen sich die simplen Aromatisierungen noch deutlicher, über-aromatisiert. Natürlich sehr süß.
Die Tafelschokolade im Vergleich
Die Glasur des „Magnum“-Eises ist klar für den gefrorenen Zustand optimiert, darin lag ja auch die ursprüngliche Innovation. Ohne Eiscreme, die ihren gefrorenen Zustand noch verlängern kann, macht sie keine Freude, wird sofort zur billig-süß schmeckenden Soße.
Ähnliche Farbe, harter Knack wie die (gefrorene) Eis-Schokolade, im Mund schlichter Kakao mit dafür um so generöser Aromatisierung und Süße: auf Parallelen wurde bei der Tafelschokolade geachtet. Ihr ungefügiger Schmelz hat hingegen wenig mit dem Eis am Stiel zu tun.
Ausreichend als „Magnum“-Simulation? Vielleicht … aber vielleicht auch eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie wertig die Kalorien so eines „Magnum“-Eises tatsächlich angelegt sind.
Zutaten:
Zucker, Kakaomasse, Kakaobutter, Vollmilchpulver, Magermilchpulver, Sojalecithin, Aroma
Ernährungsinformationen:
glutenfrei? | erdnussfrei? | nussfrei? |