Etwas so Emotionales wie Schokolade verdient ein … Museum. Gut, das ist keine intuitive Wahl, aber ein Museum hat sie bekommen, die Schokolade. Das Kölner Schokoladenmuseum wurde bereits im Jahre 1993 als Projekt des damaligen Stollwerck-Inhabers Hans Imhoff eröffnet und präsentiert sich dank neuem Sponsor inzwischen als „Lindt Imhoff Schokoladenmuseum Köln“. Das Schokoladenmuseum ist heute eine der meistbesuchten Attraktionen der Stadt und laut Auskunft des Museums sogar eines der zehn meistbesuchten Museen Deutschlands. Die Zentralst-Lage des Museums dürfte helfen: in 10 autofreien Fußminuten ist es von Dom und Hauptbahnhof aus am Rhein entlang zu erreichen und liegt als Neubau auf einer Rheininsel im Rheinauhafen.
Schokoladenmuseum Köln | ||
Anschrift | Am Schokoladenmuseum 1a 50678 Köln Tel. 0221 – 931 888-0 |
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Öffnungszeiten: | Di-Fr 10-18h, Sa/So/Feiertag 11-19h. Im Dezember auch Montags geöffnet. Geschlossen: 24./25./31. Dezember, 1. Januar, Zeit von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch | |
Eintritt: | Erwachsene €8,50 (€8 in Gruppen über 15 Teilnehmern); ermäßigt €6 (€5,50 in Gruppen über 15 Teilnehmern); Kinder unter 6 Jahren und Geburtstagskinder frei; Familienkarte €24 | |
Website | http://www.schokoladenmuseum.de/ |
Was gibt’s zu sehen?
Auf 3 Etagen haben die Museumsmacher untergebracht, was sich nahe- und fernliegend mit dem Thema Schokolade zusammenbringen ließ:
- Fotografien, Exponate und Infotafeln zum Thema Anbau, Ernte und Handel des Kakaos;
- Ein Tropenhaus, in dem auch ein kleiner Kakaobaum wächst;
- Als „gläserne Fabrik“ beschriebener Maschinenpark, von denen eine Gieß- und Verpackungsanlage aktiv kleine Lindt-Täfelchen produziert;
- Verkauf selbst konfigurierbarer (d.h. mit weiteren Zutaten bestreubarer) Lindt-Schokoladentafeln;
- Ausgrabungsstücke aus den ersten Kakao verarbeitenden Kulturen Südamerikas;
- Eine kleine Geschirr- und Porzellansammlung inklusive spezieller Kakao-Services;
- Exponate aus dem deutschen Schokoladenhandel (z.B. Verkaufsverpackungen, Verkaufsautomaten) der letzten 150 Jahre;
- Beispiele zu Werbung und Markenbildung bekannter Schokoladenmarken der Neuzeit.
Ein Café und ein ausgedehntes Schokoladenartikel-Geschäft fangen müde Besucher vor dem Weiterziehen auf.
Was ist gut?
Lage, Lage, Lage – das Mantra der Immobilienmakler gilt geografisch wie thematisch auch für das Kölner Schokoladenmuseum. Die Lage ist perfekt, je nach Wetter ein Flanieren oder kurzes Hasten von dort, wo der Köln-Besucher sich ohnehin gerade befindet. Das Thema ist dankbar, wer muss schon zum Besuch eines Schokoladenmuseums eigens motiviert werden? Am stärksten ist die Ausstellung zu Vermarktung und Vertrieb von Schokolade in Deutschland im zurückliegenden Jahrhundert – hier zahlt sich aus, dass auf Erfahrung und Exponate Imhoffs zurückgegriffen werden konnte. Das Gebäude selbst ist hell, das Gewächshaus im Winter willkommene Aufwärmung. Und nach dem Museumsbesuch kann man vom hellen Café aus Welt und Rheinschifffahrt an sich vorbeiziehen lassen.
Was gefällt nicht?
Wie der Name bereits sagt: das Schokoladenmuseum ist ein Museum. Und anders als viele Museen heutzutage wird dieser Titel vom Schokolademuseum auch als konventionelle Exponat- und Infotafelsammlung interpretiert. Frontalunterricht sozusagen, dazu noch – bis auf Ausnahmen – wenig gehaltvoll.
Es fehlen roter Faden und Tiefe: ein aktuelles Handelsgesetzbuch als Exponat zum Thema Schokoladenhandel? Ein paar Pflanzen, die ebenso wie Kakao aus den Tropen kommen? Schieber und Klappen mit kleinen Fakten zum Produkt als pädagogisches Schokolade-Erleben? 500 Jahre alte Amphoren aus Ecuador, bloß weil aus der Region auch der Kakao stammt? Eine Porzellansammlung?
Die einzigen Kontaktpunkte zum sinnlichen Produkt Schokolade sind ein Begrüßungsstückchen Schokolade, ein paar Duft-Sprüher sowie die Gelegenheit zum Erwerb üblicher Schokoladequalitäten. Kein Besucher wird diese Museumsausstellung mit einem verfeinerten Sinn für Schokolade verlassen – dafür dem gesicherten Wissen, dass auch das spannendste Thema langweilig präsentiert werden kann.
Schokoladenmuseum ohne Schokolade
Es erstaunt, wie konsequent ein „Schokoladenmuseum“ Geschmack, Geruch und Gefühl für Schokolade vermeiden kann. Dass es anders geht, zeigt beispielsweise das Hamburger „Chocoversum“: hier verfolgt der Besucher tatsächlich alle Herstellungsschritte der Schokolade, kann beispielsweise Kakaobohnen unterschiedlicher Röstgrade anfassen, riechen und schmecken, frische Kakaofrucht probieren, sieht Gerätschaften in Aktion und lernt die Unterschiede zwischen den Zwischenprodukten in natura kennen.
Ein X-beliebiges Einführungsbuch zum Thema Schokolade vermittelt die gezeigten Fakten besser als ein anderthalbstündiger Besuch des Kölner Museums. Gern würde ich zumindest die Auswahl der Exponate loben, doch – mit Ausnahme der erwähnten Ausstellung zum Thema Vermarktung im zurückliegenden Jahrhundert – wirken diese lustlos ausgewählt, generisch und beliebig.
Das Museum bietet Gruppen auch Führungen inklusive Schokoladenverkostung an. Erfahrungsberichte sind willkommen!
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